Die Energiewende braucht Lösungen für den verlustarmen Stromtransport über weite Strecken: Aaron Hebing erforscht deshalb hybride AC-DC-Netze.
Aaron Hebing
- Doktorand
- Technische Universität Darmstadt
- Fachbereich Elektrische Energieversorgung unter Einsatz erneuerbarer Energien
- Arbeitsgebiet Planungsprämissen, Dynamik und Stabilität hybrider AC/DC-Netze
Was genau ist Ihr Forschungsthema an der TU Darmstadt?
Ich untersuche, wie sich Wechselstrom- und Gleichstromnetze kombinieren lassen. Bisher sind Wechselstromnetze der Standard, doch sie sind unter der Planungsprämisse entstanden, dass Lasten und Großverbraucher räumlich eng beieinander sind. Das ändert sich mit der Energiewende, der Strom von der Nordsee muss zum Beispiel einen viel weiteren Weg bis zum Verbraucher zurücklegen. Da werden Gleichstromnetze interessant, um unter anderem Verluste zu minimieren. Hybride Ansätze, optimale Verteilung der Lastflüsse auf Gleich- und Wechselstromleitungen, Netzplanung, Stabilität, das sind meine Themen.
Welche Herausforderungen sehen Sie in der Energiewende und was leistet Ihr Fachbereich, um sie zu bewältigen?
Bei der Energiewende geht es um mehr als um elektrotechnische Bauteile, es ist ein Paradigmenwechsel: Die dezentrale Erzeugung verändert die gesamte Struktur, es kommt zu bidirektionalen Lastflüssen. Deshalb entwickeln wir Ansätze, Systemdienstleistungen wie Blindleistung und Momentanreserve auch mit erneuerbaren Energien bereitzustellen. So untersuchen wir zum Beispiel auch, wie man die netzbildende Regelung – Grid Forming – im Verteilnetz realisieren kann. Die Energiewende verändert auch das Zusammenwirken der Spannungsebenen. Wenn Redispatch auch im Verteilnetz geschehen soll, braucht es Modelle, wo im Gesamtsystem auf ein einzelnes Netzereignis reagiert wird.
Was erwarten Sie von der Zusammenarbeit mit dem Future Transmission Lab, auch für Ihre persönliche Entwicklung?
Mir gefällt die Interdisziplinarität des Projektes. Für meine Dissertation muss ich sowohl dynamische als auch stationäre Analysen durchführen, was in unserem Fachgebiet bereits als interdisziplinär gilt (lacht). Daher erwarte ich, meinen Horizont über HGÜ-Systeme durch das Future Transmission Lab und die verschiedenen Disziplinen noch weiter zu vergrößern. Mit einem Übertragungsnetzbetreiber zusammenarbeiten, ist für mein Thema sehr hilfreich; gerade, was die Datengrundlage betrifft. Am realen Netz kann man nicht einfach etwas ausprobieren, deshalb arbeiten wir viel mit Simulationen. Einblicke in den tatsächlichen Netzbetrieb zu bekommen und meine Modelle entsprechend verbessern zu können, darauf freue ich mich. Und auch auf die anderen Promovierenden am Future Transmission Lab! Hier komme ich in den Austausch mit neuen Fachrichtungen, wie dem Energierecht.