Wie treffen Menschen Entscheidungen – und unter welchen Bedingungen akzeptieren sie Entscheidungen anderer, die das eigene Leben beeinflussen? Dazu forscht Johanna Volk.

Johanna Volk
- Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin
- Ruhr-Universität Bochum
- Umwelt-/Ressourcenökonomik und Nachhaltigkeit
Was genau ist Ihr Forschungsthema an der Ruhr-Universität Bochum?
Ich forsche an der Schnittstelle von Verhaltens- und Energieökonomik und untersuche, wie Menschen Entscheidungen im Energiesektor treffen. Dabei interessiert mich unter anderem, wie heterogen diese Entscheidungen ausfallen – werden sie von individuellen Präferenzen oder anderen soziodemografischen Faktoren beeinflusst? Darüber hinaus untersuche ich auch, wie Menschen auf Einschränkungen ihrer Entscheidungsfreiheit reagieren – mit Akzeptanz oder Widerstand? Um diese Fragen zu beantworten, führe ich Experimente und Befragungen in Deutschland und darüber hinaus durch, um auch kulturelle Unterschiede zu erfassen.

Johanna Volk und Prof. Dr. Andreas Löschel, Ruhr-Universität Bochum
Welche Herausforderungen sehen Sie in der Energiewende und was leistet Ihr Fachbereich, um sie zu bewältigen?
Akzeptanz und Protest sind die Stichworte: Infrastruktur wird häufig nur von der technischen Lösung her gedacht. Die Energiewende ist aber nicht nur eine technische, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung. Infrastrukturmaßnahmen oder Marktmechanismen funktionieren nur, wenn Menschen bereit sind, sie mitzutragen. Doch genau hier gibt es große Unterschiede: Während einige flexibel auf neue Entwicklungen reagieren, lehnen andere sie ab – sei es aus Skepsis gegenüber Technologie, Angst vor Kontrollverlust oder schlicht wegen fehlender Anreize. Das zeigt sich zum Beispiel bei Smart Metern: In einigen Ländern werden sie problemlos akzeptiert, während sie anderswo auf Misstrauen stoßen. Solche Unterschiede hängen oft mit dem Verhältnis der Bevölkerung zum Staat und zur Datennutzung zusammen. Diese menschlichen Belange müssten Entscheidungsträger*innen stärker berücksichtigen – auch bei der Planung und dem Bau von Stromnetzen. Dafür Bewusstsein zu schaffen, das ist mir ein Anliegen.
Was erwarten Sie von der Zusammenarbeit mit dem Future Transmission Lab, auch für Ihre persönliche Entwicklung?
Amprion gibt uns Doktorand*innen im Future Transmission Lab spannende Einblicke in die Praxis. Ich bekomme einen ganzheitlichen Blick auf die Energieinfrastruktur und merke, wie sich meine eigene Perspektive darauf verändert. Besonders beeindruckend war der Besuch in der Hauptschaltleitung (HSL) in Brauweiler – dadurch wird die Komplexität von Stromnetzen greifbarer. Zudem begleite ich wissenschaftlich die Plattform Energie.Miteinander, ein Amprion-Projekt zur Förderung der gesellschaftlichen Akzeptanz. Hier zu sehen, wie Endverbraucher*innen auf Fragestellungen zur Energiewende reagieren, ist für mich sehr aufschlussreich.